Gedanken zu modernen Maschinen

In Maschinen

Erstellt am: 25. März 2021

Von Manfred Goschler

Industrie von Gerd Altmann, Pixabay

Einführung
Seit frühester Jugend hatte ich mit Maschinen zu tun und es gab dabei immer wieder „bewegende“ Berührungspunkte (Link auf Zweiräder, Sci-Fi). Auch beruflich hatte ich in einem Fachbereich zu tun, wo es manchmal um eine Unterscheidung von Maschinen und Fahrzeugen ging. Inzwischen wird der Maschinenbegriff auch in der Informationstechnik verwendet und löst sich dabei von mechanischen Einflüssen oder Wirkungen. Dafür gibt es aber in der Informationstechnik oft keine klare Abgrenzung zwischen verwendeten Maschinenbegriffen.  

Definitionen
In der älteren Enzyklopädie,  „Der kleine Brockhaus“,  aus 1950 ist nachzulesen, dass es sich bei Maschinen um Geräte aller Art und Größen handelt, die mit verschiedenen menschlichen, tierischen oder maschinellen Antrieben, bestimmte Arbeiten ausführen. Als einfache Maschinen in der Physik  werden auch die sechs Apparate, Hebel, Wellrad, Rolle, Keil, Schraube und schiefe Ebene genannt.
In Wikipedia wird eine Maschine als „ein technisches Gebilde mit durch ein Antriebssystem bewegten Teilen“ und  „als technische Arbeitsmittel vor allem für mechanische Einwirkung verwendet“. Man findet dort auch die Entwicklung der Maschinendefinition. Von den Anfängen, wo schon der griechische Philosoph Aristoteles Werkzeuge wie Hebel oder Schrauben als einfache Maschinen bezeichnet hat, auch im Sinne von atomaren Grundeinheiten, bis zu der  europäischen Maschinenrichtlinie 2006/42/EG  als einer Definitionshilfe bis zur Ausbreitung im 20. Jahrhundert auf Computerprogramme, ist das Spektrum des Maschinen-Begriffs groß.     

Hard- und Software
Jedes Computerprogramm hat auch einen Träger, bzw. ein physische Komponente, nämlich den  Computer, der selbst wieder als Rechenmaschine bezeichnet werden kann.  Diese physische Komponente kann auch ein Roboter sein, der als mobile Maschine von einem Computerprogramm gesteuert wird. Oder einem besonderen Programm oder Programmbündel, das man heute manchmal mit KI umschreibt. Zur Software haben mittlerweile neben den Algorithmen die Daten eine zunehmende Bedeutung für manche KI Anwendungen erlangt.
Vereinfacht könnte vielleicht zusammenfasst werden, dass Maschinen aus einem mechanischen Teil (Hardware) und einem immateriellen Teil, nämlich aus Daten und Programmen(Algorithmen) bestehen. Von weiteren Betrachtungen  wie z.B. von Mischwesen zwischen biologischen Organismen und Maschinen, Cyborgs, wollen wir hier (zunächst) absehen. 

Rückblick
Im Informatik Duden von 1988 findet man schon viele Hinweise auf die Verbreitung des Maschinenbegriffs in der Informatik. Z.B. bei der Maschinensprache, wenn es um den binären Befehlssatz für einen physischen Prozessor geht. Oder der virtuellen Maschine, wenn es um die Abbildung eines realen Rechners  durch Programme geht, oft auf Betriebssystemebene (z.B. Linux Gast auf Windows Host oder umgekehrt).  Oder ein Schachprogramm, das eine reale Maschine durch einen „Schachautomat“ abbildet. Oder sehr bekannt und abstrakt, die Turingmaschine, als Modell um die Berechenbarkeit von Algorithmen zu untersuchen.  Je nach Abstraktionsgrad,  geht es bei diesen Maschinen weniger um Mechanik und die Umsetzung von Kräften, als vielmehr um Systeme, die Informationen umsetzen.

Vereinfachte Definition
Doch sind es nicht mehr Gemeinsamkeiten, die solche „Software“-Maschinen von konventionellen mechanischen Maschinen verbinden? Wenn wir in den vorliegenden Definitionen die Bezüge auf mechanische Teile außen vor lassen und uns statt eines Kraftflusses auf einen Informationsfluss beziehen, decken  bestehende Definitionen die „Software“-Maschinen gut ab, insbesondere wenn man den Zweck einer Maschine als Werkzeug und Arbeitsmittel zur Verbesserung manueller Tätigkeiten sieht. Vorteile mit dieser Benennung könnten sich ergeben, wenn man z.B. über Fragen der Qualität spricht und man davon ausgeht,  dass in Zukunft immaterielle Produkte mit Dienstleistungen immer stärker verschmelzen.  Oder wenn es um die Rollenverteilung zwischen Mensch und Maschine geht. Diese Umstände ermutigen mich, den Begriff der Maschine vereinfachend und verallgemeinernd zu nutzen. Die Maschine als ein technisches Hilfsmittel, dass Aufgaben von Menschen (oder Maschinen) übernimmt oder sie dabei unterstützt.

Weitere Entwicklung
Bei der vor uns liegenden Entwicklung moderner Systeme durch Anwendungen der Künstlichen Intelligenz ist es möglicherweise nicht unwichtig, die zukünftigen Ausführer einer Aufgabe zu identifizieren und auch benennen zu können. Bei Robotern oder anderen Maschinen, die noch physisch als eine Einheit in Erscheinung treten,  mag sich in der Zukunft möglicherweise die eigentliche Tätigkeit durchsetzen, wie z.B. Staubsauger oder Rasenmäher für die vollautomatisierten Versionen. Manuell bedienbare Geräte werden dann vielleicht die Ausnahme sein. Aber was ist mit den ganzen  Softwareanwendungen, die man heute noch mit Programmen umschreibt? Benennt man sie auch nach einer Funktion, wie z.B. „Übersetzer“ für ein Übersetzungsprogramm oder „Schachprogramm“?
Ich könnte mir eher vorstellen, dass Schnittstellen wie Alexa oder Siri, diese Aufgaben übernehmen werden und neue Maschinen, denen wir Namen und menschlichere Züge geben werden, dazukommen.

Dabei wird es auch viele neue Fragen rund um diese Maschinen geben, ihr äußeres Erscheinungsbild, ihr Aufgabenbereich, ihre Funktionen und insbesondere die Abstimmung zwischen den Maschinen. Aber es bleiben Maschinen.

Roboter von Computerizer, Pixabay