Entscheidungen

Impressionen

Erstellt: 8. Jan. 2023
Update: 29.Dez.2024

Von Manfred Goschler

Annäherungen
„Leben ist Bewegung“, sagte wohl schon der griechische Philosoph Aristoteles. Doch bewegt sich nicht auch ein Stein, wenn er einen Berg hinabrollt?  Was unterscheidet uns Menschen von toter Materie, wenn es um Bewegung geht?  Können wir (mit)entscheiden, wohin wir uns bewegen wollen?

Leblose Materie folgt den Naturgesetzen, soweit diese erforscht und uns bekannt sind. Für Pflanzen, Tiere und wir Menschen ist es dagegen komplizierter. Vom Zellaufbau bis zur modernen Zivilisation haben sich Dinge in unterschiedlichen Ausprägungen entwickelt. Unsere Welt und ihre Entwicklung erscheinen wie ein Puzzle aus unzähligen kleinen und großen Entscheidungen – selbstbestimmten, bestimmten oder unbestimmten. 

Sind wir dabei Herr unserer Entscheidungen, oder wirken andere Kräfte mit?

Was sind eigentlich Entscheidungen?

„Unter Entscheidung versteht man die Wahl einer Handlung aus mindestens zwei vorhandenen potenziellen Handlungsalternativen unter Beachtung der übergeordneten Ziele“ (Wikipedia, Dez. 2022).  Entscheidungen lassen sich in eine Vielzahl von Arten einteilen, auch im Hinblick auf ein Entscheidungsobjekt, wie

  • Handlungsentscheidungen: kurzentschlossen oder gut durchdacht
  • Zielentscheidungen: Wo wollen wir hin?
  • Beziehungsentscheidungen: Wie gestalten wir soziale Bindungen?
  • Gestaltungsentscheidungen: Welche Weichen stellen wir für die Zukunft?

Aber haben wir immer eine echte Wahl?

Wer trifft Entscheidungen?

Natürlich wir – möchte man meinen. Doch nicht immer sind wir frei. Manchmal „entscheiden“ Bedürfnisse wie Hunger für uns. Aber immerhin bestimmen wir, was und wann wir essen.

Neben persönlichen Entscheidungen gibt es solche, die in Wechselwirkung mit anderen Menschen stehen – etwa mit Freunden, Kollegen, Beratern oder sogar Maschinen(**1). Ein Beispiel: Das ABS-System in deinem Auto trifft blitzschnell Entscheidungen, um dich sicher zum Stehen zu bringen.

Bei schwierigen Fragen stehen oft Berater, Experten oder Gremien zur Seite, um mit entsprechenden Hintergrundinformationen und Erfahrungen zur Entscheidungsfindung beizutragen.  Dazu gesellt sich auch ein wachsender virtueller Markt, wie z.B. Onlinedienste aus unterschiedlichen Gesellschaftsbereichen wie Recht, Finanzen, Energie, Organisation, Wirtschaft, Soziales usw.   

Welche Arten von Entscheidungen gibt es?

Der Alltag zwingt uns oft zu Entscheidungen. Was esse ich zum Frühstück?  Welches Kleid ziehe ich an?  Aber wenn es komplizierter wird – neue Jobs, Beziehungen, Zukunft – brauchen wir mehr Zeit. Dabei folgen wir

  • dem Verstand (rationale Entscheidungen),
  • dem Gefühl (emotionale Entscheidungen) oder
  • dem Bauchgefühl (intuitive Entscheidungen).

Dabei gibt es noch andere Entscheidungstypen, z. B.:

  • Schnelle Entscheidungen: erforderlich, wenn Zeit knapp ist
  • Unsichere Entscheidungen: Ergebnis offen, Risiko möglich
  • Strategische Entscheidungen: zukunftsorientiert und langfristig
  • Komplizierte Entscheidungen: mit vielen Unbekannten und Zielkonflikten

Beispiele:

 Schachspiel: Das Spiel besteht aus einer Folge von sich abwechselnden Zügen(Handlungsentscheidungen) und es geht darum das Spiel zu gewinnen, indem zunächst versucht wird, Stellungsvorteile zu erzielen, um den Gegner dann mattzusetzen. 
Herausforderung:  Die Regeln und Zielsetzung des Spiels sind klar, aber die vielen Zugmöglichkeiten sind komplex.

Gefangenendilemma: Ein Modell der Spieltheorie, um Entscheidungssituationen in einem sozialen Umfeld zu simulieren. Dabei geht es darum, dass zwei oder mehrere Gefangene beschuldigt werden ein Verbrechen begangen zu haben. Die Gefangenen werden einzeln vernommen und können sich nicht untereinander abstimmen. Jeder einzelne muss sich entscheiden, ob er gesteht, die Tat verleugnet oder ev. als Kronzeuge auftritt. Dabei wird das Ergebnis seiner Entscheidung auch von den Entscheidungen seiner Mitgefangenen abhängen, da das Strafmaß auch von der Kooperation mit den Behörden bzw. dem Verrat an seinen Mitgefangenen abhängt.  Mit der Inanspruchnahme einer Kronzeugenregelung könnte er sich z.B. zu Lasten seiner Mitgefangenen ein niedrigeres Strafmaß erwirken.
Herausforderung: Potentielle Zielkonflikte, unvollständige Informationen und gegenseitige Abhängigkeiten.

Kaufentscheidungen: Hier spielen rationale Überlegungen wie Preis und Qualität und emotionale Faktoren wie Prestige und Design eine Rolle.

Entscheidungen in Wirtschaftsbetrieben: Sie orientieren sich stärker an rationalen Überlegungen und arbeiten mit Kennzahlen wie Gewinn oder Umsatz zur Bewertung und Zielsetzung eines Unternehmens. Viele Entscheidungstypen, wie handlungs- strategisch-, zielorientiert- und beziehungsorientierte Entscheidungen sind anzutreffen.

Politische Entscheidungen zeichnen sich durch ihr großes Spektrum an Themen durch hohe Komplexität aus, weil

  • sie mit anderen Gesellschaftsbereichen wie Wirtschaft und Soziales stark verzahnt ist
  • sie sich über ein breites Spektrum von der Kommunal- bis zur Weltpolitik erstreckt
  • die Interessen und Ziele oft durch Repräsentanten vertreten werden, deren Interessen sich von den eigenen unterscheiden
  • Repräsentanten oft nicht so handeln (können), wie sie es vorgeben(Wahlversprechen)
  • eine Bewertung ihrer politischen Handlungen schwierig ist(Fakten)
  • emotionale Gründe eine große Rolle spielen

Beispiel Wahlen
Soll ich? Soll ich nicht? Wen soll ich wählen? Dabei gibt’s verschiedenste Wählertypen: Die Treuen, die Wechselwilligen, die Bauchgefühl-Menschen oder die Kritischen, die stundenlang Parteiprogramme durchforsten. Wem das zu kompliziert ist, der kann es mit den Wahl-O-Maten. Fragen beantworten, Parteien als Orientierungshilfe?
Aber Vorsicht: Kann man auf diesen Grundlagen Entscheidungen treffen?

Fazit

Entscheidungen sind überall – von kleinen Alltagsfragen bis zu großen Weichenstellungen. Sie gestalten unser Leben. Sie sind der Schlüssel, um auf Veränderungen zu reagieren oder sie selbst anzustoßen. Ob wir rational oder emotional entscheiden, ob mit viel oder wenig Nachdenken: Wichtig ist, dass wir uns bewusst machen, warum wir tun, was wir tun. Und dass wir damit unsere Möglichkeiten nutzen, um unsere Zukunft positiv zu gestalten – sei es aus freier Wahl oder durch äußeren Einfluss.

 

 

 

Anmerkungen:

Der vorliegende Text basiert auf einem Entwurf vom 8.1.2023 und wurde zwecks besserer Lesbarkeit gekürzt, ohne wesentliche inhaltliche Änderungen.

**1) Die Beschreibung in Wikipedia erscheint an einigen Stellen diskussionswürdig: Können nur Menschen entscheiden oder auch andere Entitäten wie (KI-)Maschinen?