KI-Maschinen
Ein Ausflug in die Künstliche Intelligenz
In Maschinen
Erstellt am: 16. April 2021
Von Manfred Goschler

Vor ca. 2 Jahren nahm ich als KI Technikfremder an einem Vortrag über KI Anwendungen in der Landwirtschaft teil. Es wurden beeindruckende Ergebnisse gezeigt, die mit Hilfe von Neuronalen Netzen nach einem entsprechenden Datentraining erzielt werden können, wie z.B. bei der Bilderkennung. Dabei haben mich aber nicht nur diese Ergebnisse erstaunt, sondern die dort getroffenen Aussagen, dass Anwender solcher KI Programme meistens nicht wissen oder nachvollziehen können wie ein solches Ergebnis überhaupt zustande kommt. Man stelle sich nun vielleicht ein anderes KI Anwendungsgebiet vor, wo z.B. ein KI gestütztes Programm die Kreditfähigkeit einer Person prüft und zu einem negativen Ergebnis kommt, weil ein lernendes System die falschen Schlüsse zieht und dies nicht erklären kann. Sicher sind wir manchmal auch von menschlichen Entscheidungen, die nicht erklärt werden wollen oder können, betroffen(„das ist halt so“), aber grundsätzlich haben wir in solchen Fällen die Möglichkeit auf ein Rechtssystem zurückzugreifen.
Wenn KI Programme oder intelligente Maschinen ohne hinreichende Erklärungsfunktionen ausgestattet sind, können wir von solchen lernenden Systemen stark abhängig werden. Es geht oft um komplexe Sachverhalte, ein lernendes System, das aus zunächst unabhängigen Komponenten wie Algorithmen und Daten besteht und seine Leistungsfähigkeit aus dem Zusammenspiel dieser Komponenten erreicht. Dies ist möglicherweise eine Ursache warum solche komplexe Vorgänge nur schwer erklärt werden können. Wenn ein Ergebnis eines solchen Vorgangs nicht mehr nachvollziehbar ist, und man im besten Fall weiß, dass statistische Wahrscheinlichkeiten zur Grundlage einer Entscheidung gemacht werden – genügt uns das? Oder sind wir von diesen Errungenschaften so beeindruckt, dass und Frage weniger interessiert?
Aus einigen Quellen konnte ich entnehmen(Beispiel), dass die weitere Verbreitung der KI Technik umwälzende Veränderungen für die Gesellschaft und den Menschen mit sich bringt und sich deshalb Fragen hinsichtlich unserer Werte und Normen stellen. Dies lässt sich nach meinem Eindruck auch gut nachvollziehen, wenn man die Entwicklungen in vielen alltäglichen Einsatzbereichen wie Bild- und Spracherkennung, autonomes Fahren, Robotik, usw. verfolgt. Entsprechende Veröffentlichungen in Medien, neue Lehrstühle an Universitäten, viele Initiativen, u.a. der Europäischen Kommission, die 2018 Ethikleitlinien(Link) und 2020 ein Weisspaper(Link) für die KI veröffentlicht hat, lassen aufhorchen.
Am 12.4. bis 16.4.2021 fand die Hannover Messe in einer digitalen Version statt, der ich einige virtuelle Besuche abstatten konnte. Auch dort war das Thema KI sehr präsent und auf Online-Veranstaltungen wurden potentielle KI Einsatzszenarien für die Industrie präsentiert. So konnte man z.B. über eine prädiktive Instandhaltung staunen. Mit Hilfe von Daten, die von Sensoren geliefert werden und KI Anwendungen, können Schlüsse über den Zustand eines Bauteiles gezogen und frühzeitig Maßnahmen ergriffen werden, um Ausfallzeiten von Maschinen zu minimieren. Dabei geht es nicht nur um eine Fehleranalyse, sondern um einen integrierten Prozess innerhalb einer Logistikkette, bei der automatisiert über den Austausch eines Teils, die Disposition und Beschaffung und der tatsächlichen Reparatur entschieden wird. Ich gehe davon aus, dass sich solche integrierten Prozesse in naher Zukunft sehr schnell etablieren werden, da es nur noch wenige technische Hürden gibt und erhebliche wirtschaftliche Vorteile damit verbunden werden können.
Auch die deutsche Forschungsgesellschaft für künstliche Intelligenz war auf der Messe vertreten und hat auf sich aufmerksam gemacht (auf mich als KI Fachfremder). Das DFKI bezeichnet sich selbst als die führende wirtschaftsnahe Forschungseinrichtung Deutschlands auf dem Gebiet innovativer Softwaretechnologien auf der Basis von Methoden der Künstlichen Intelligenz und zeigt auch auf ihrer Webseite ein breites Spektrum von Forschungsbereichen. Am letzten digitalen Ausstellungstag wurde mit einem Vortrag zum „CLAIRE Innovation Network“ noch einmal auf die Bedeutung dieses Themas aufmerksam gemacht.
Im Zuge weiterer Recherchen zum Einsatz der Künstlichen Intelligenz bin ich auch auf eine kurze und übersichtliche Darstellung von Gerd Scobel gestossen.
Er spricht zunächst über die Ethik der Information, bei der es um hochgradig interdisziplinäre Themen geht (siehe Bild).
Und erklärt später den Begriff der Ethik als eine „säkulare Disziplin“ , wie es z.B. auch die Informatik ist und die zentralen Fragen stellt:
- Was bedeutet „Gut“?
- Was sollen wir „tun“?
- Untersuchungen von normativen Behauptungen
die später in Bezug zur Digitalisierung bzw. KI gestellt werden.

Obwohl ich durchaus vielen dieser Argumente zu den Auswirkungen der KI folgen kann, schleicht sich ein wachsendes Unbehagen über die Verwendung mancher Begriffe ein. Gerd Scobel hat in dem Beitrag schon auf diese Problematik hingewiesen und seine Klärung des Ethikbegriffs ist hilfreich. Wenn aber Begriffe, wie Information, Künstlicher Intelligenz oder Digitalisierung nicht klar sind, oder unterschiedlich und missverständlich genutzt werden, bleiben auch die daraus abgeleiteten Schlüsse fraglich bzw. Allgemeinplätze.
Falls man z.B. KI als eine Technolgie, z.B. der Informatik betrachtet, und Anforderungen, wie z.B. Fairness an sie stellt, dann deutet dies doch auf einen (potentiellen) Kontrollverlust über diese Anwendungen hin. So sind möglicherweise andere Ursachen, wie z.B. mangelnder Datenschutz oder Transparenz die technischen Gründe für ein ethisches menschliches Problem. Vermutlich bezieht man sich aber auf oft auf besonders erfolgreiche Techniken wie z.B. die Neuronalen Netze, wenn man von KI spricht. Eine Technik, die wir mittlerweile nicht mehr richtig verstehen (wollen)?
An dieser Stelle muss ich einräumen kein Fachmann zu sein und zu spekulieren, was mir hier aber leicht fällt, weil ich glaube, mir auch als Laie Gedanken über zukünftige Entwicklungen der KI machen zu dürfen. Wegen der unklaren Begrifflichkeit, wenn z.B. Künstliche Intelligenz oder Algorithmen in einer breiteren Öffentlichkeit benutzt werden, erlaube ich mir deshalb, zukünftig den Begriff der Maschine häufiger für KI-Anwendungen zu nutzen.
Die Maschine ist in unserer physischen Welt gut eingeführt und hat mittlerweile auch in der virtuellen Welt Fuß gefasst hat. Der Maschinenbegriff sollte helfen, zwischen Mensch und einem künstlichen Objekt und seinen Beziehungen klarer zu unterscheiden und sich vom Ballast überladener oder vieldeutiger Begriffe wie KI zu lösen. Zu Maschinen haben wir alle schon ein vielseitiges Verhältnis durch viele praktische Erfahrungen, Richtlinien und Regularien in verschiedenen Kontexten. Wir können über ihre Merkmale oder Anforderungen sprechen und so behandeln, als blieben „KI Maschinen“ weiter ein Objekt und werden nicht zum Subjekt. Nicht eine KI handelt, analysiert, entscheidet …sondern Menschen setzen Maschinen ein oder sollten zumindest am Anfang der Anweisungskette stehen und müssen deshalb auch die Verantwortung übernehmen. So jedenfalls sehe ich das im Augenblick als KI Laie: Link auf Maschinendefinition.
Als nächstes möchte ich mehr über unsere digitale Zukunft in Europa erfahren, zumindest wie es die Europäische Kommission mit ihrer Strategie sieht.